Klarheit über Öko- und Fairtrade-Siegel per App
Siegel, die bestimmte Umwelt- und Sozialstandards auszeichnen und den Verbraucher*innen eine Einkaufshilfe geben sollen, gibt es seit Jahrzehnten und ihre Zahl steigt stetig. Aber gerade weil es mittlerweile so viele von ihnen gibt, ist die Siegellandschaft für die Verbraucher*in von heute zunehmend irritierend.
Neben Siegeln für Textilien wie Babykleidung und Kindermode gibt es längst auch welche für landwirtschaftliche Produkte, Waschmittel, Elektrogeräte, Kosmetik, Erzeugnisse aus Holz und Papier und auch für Fisch.
Manche der Siegel beziehen sich dabei gar nicht hauptsächlich auf die Erzeugungsweise von Naturprodukten, sondern manchmal nur auf ganz wenige Inhaltstoffe oder einzelne Herstellungsschritte. So kann es sein, dass ein Siegel ein Kleidungsstück als Bio auszeichnet, obwohl der Großteil des Herstellungsprozesses dieses Merkmal gar nicht verdient hat.
Seriöse Umweltsiegel erläutern deshalb klar und übersichtlich, wofür sie stehen und welche Inhalte sie auszeichnen.
Bewusst kaufen – bewusst verändern
Natürlich wissen wir, dass wir gute Konsument*innen sein wollen. Und wir wissen auch, dass unsere Kaufentscheidungen einen Einfluss haben. Denn jeder Einkauf steuert ein bisschen den Markterfolg von Produkten. Wir können also steuern, welche Waren gut sind und weiter zur Verfügung stehen sollen und welche nicht (weil sie z.B. unter unökologischen und unfairen Bedingungen hergestellt werden) und deshalb vom Markt verschwinden sollen.
Wenn wir uns also beispielsweise bewusst für Bio-Baumwolle aus sozialverträglicher, fairer Herstellung entscheiden, bewegen wir was in der Welt.
Denn wir helfen dabei mit, unsere weltweiten Ressourcen zu schonen und die internationalen grundlegenden Arbeits- und Sozialstandards überall auf der Welt durchzusetzen.
Ein Leben in Sicherheit und Würde, das wir uns für uns und unsere Kinder wünschen, ermöglichen wir damit auch Millionen anderer Menschen in Ländern überall auf der Erde.
Und das gilt natürlich nicht nur für Öko-Baumwolle sondern auch für Lebensmittel, Möbel und IT-Produkte.
Die Fair-Trade Siegel können uns dabei helfen, denn sie zeigen uns auf den ersten Blick, welche Produkte zum Beispiel fair gehandelt wurden und Bio-Qualität haben.
Große Unterschiede
Viele der Siegel, mit denen Kindermode und Babykleidung ausgezeichnet sind, unterscheiden sich in ihren Anforderungen und leider auch in ihrer Zuverlässigkeit stark voneinander.
Außerdem haben einige Siegel nur ganz bestimmte Facetten eines Industriezweiges oder eines Produkts im Fokus und sind dort besonders streng, in anderen – ebenfalls wichtigen – Bereichen dafür aber zu locker.
Dann gibt es andere Siegel, die nur ganz grundsätzliche Ansprüche stellen (wie zum Beispiel das Verbot von Kinderarbeit), damit möglichst viele kleine Betriebe (z.B. Kleinbauern) auch dieses Siegel bekommen können. Auch das ist wichtig, denn auch im Kleinen finden nachhaltige Veränderungsprozesse statt.
Die Ansprüche sind dann aber eben nicht so hoch.
Andere Siegel wie beispielsweise der Global Organic Textile Standard (GOTS) stellen sehr hohe Ansprüche an die ökologischen Aspekte und die sozialen Kriterien im gesamten Verlauf der Produktionskette.
Siegel checken per App
Wie können wir als Verbraucher*innen nun also bewusst und nachhaltig einkaufen ohne vorher die mittlerweile riesige Siegellandschaft studiert zu haben?
Eine neue App des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fürs Smartphone sorgt nun für den schnellen Durchblick im Laden.
Einfach mit dem Siegelscanner der App über die Handy-Kamera das Siegel auf dem Kleidungsstück einscannen.
Basierend auf den Anforderungen der Bundesregierung an glaubwürdige Umwelt- und Sozialsiegel werden dann die Informationen und die Bewertung...
...und ein Vergleich mit anderen Siegeln angezeigt.
Wie die Bewertungsmethodik aussieht, ist hier übersichtlich dargestellt.
Die App ist kostenlos, frei von nerviger Werbung und greift keine unnötigen Daten auf den Geräten ab.
Entwickelt wurde sie von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und ist ein Gemeinschaftsprojekts der Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Justiz und Verbraucherschutz (BMJV) sowie Arbeit und Soziales (BMAS).
Hier gibt’s die App Siegelklarheit zum kostenlosen Download für das iPhone und bei Google-Play
Wer sich für weitere Vergleiche von Umwelt- und Sozialstandards in anderen Produktgruppen wie Leder, Wasch- und Reinigungsmitteln, Natursteinen, Mobiltelefonen, Papier, Laptops und Tablets, Holz und Lebensmittel interessiert, findet hier weitere übersichtliche Kriterien für Siegel aus diesen Bereichen.